Die Feststellung der Ursache ist meist schon ein wenig Therapie und weckt Hoffnung, die Grunderkrankung behandeln zu können. Schließlich sind
eingeengte Nerven nicht eigentlich "krank", sondern zumeist nur während
der Zeit ihres Eingeengtseins vorübergehend behindert.
"Die RLS – Beschwerden verschwinden häufig, wenn man die Grunderkrankung (z.B. den Bandscheibenvorfall) … behebt", ist bei Tergau/Zerbst (2001) zu lesen.
Wie ist das möglich?
Die Operation eines Bandscheibenvorfalls (sie ist bei Lähmungserscheinungen dringend notwendig) behebt aber nicht immer auch ein gleichzeitig vorhandenes RLS, da Radikulopathien und
RLS an unterschiedlichen Nervenregionen vorhanden sein können (Erklärung dazu im ersten Teil).
Hier ist gute, individuelle Beratung notwendig.
"Grunderkrankungen", die zur Einengung führen, können auch andere Probleme der Wirbelsäule sein, nicht nur
ein Bandscheibenvorfall, sodass hier noch viele Fragen offen sind.
Zunächst wird anstelle einer Heilung noch die Verringerung der Beschwerden im Vordergrund stehen, also Maßnahmen der Bewegungstherapie und, wenn nötig, die Einnahme von Medikamenten,
die so gering wie
möglich dosiert werden sollten.
Epidurale Schmerztherapie (periradikuläre Therapie, PRT) : Bei dieser Injektionstherapie werden schmerzstillende Medikamente unter Röntgenkontrolle direkt in den Bereich von
Nervenwurzeln gespritzt, die vermutlich eingeengt sind.
Patienten berichteten danach von Schmerzbefreiung für mehrere Monate, aber nur bezüglich der Rücken- und Beinschmerzen, die ihr RLS begleiteten. Die RLS – Beschwerden blieben zurück.
Das macht deutlich, dass die injizierten Medikamente nicht gegen die neuropathischen Beschwerden unseres RLS
gerichtet waren (etwa dopaminerg oder opioid), sondern dass damit nur der Anteil der Muskelschmerzen (nozizeptiver Art) behoben werden konnte. (Erfahrungsgemäß ist das auch Fachärzten nicht immer
bekannt.)
Könnte nicht ein "richtiges" Medikament, falls es entwickelt würde, auch bei RLS helfen?
Eine mechanische Dehnung der Wirbelsäule mit Hilfe eines Extensionsgerätes ("Traktionsverfahren") habe ich in der Praxis eines Orthopäden durchführen lassen, nach 12 erfolglosen
Behandlungen aber aufgegeben, obwohl eine Lockerung und Druckverringerung im Wirbelbereich sinnvoll zu sein scheint.
Hält ein möglicher Erfolg nicht lange genug an? Müsste länger behandelt werden?
Bessere Ergebnisse erreichen Patienten mit der Dehnübung nach Dr. Jaschke (www.dr-jaschke.de/Restless-Legs-Syndrom). Erst kurz vor dem Hinlegen durchgeführt, verschwinden RLS –
Symptome für einige Zeit oder sie treten erst gar nicht auf. (Bei älteren Menschen kann häufiges Anwenden allerdings zu "Muskelkater" führen.)
Meine Behandlung bei einem Osteopathen konnte zur Besserung von Rücken- und Beinschmerzen beitragen, hatte aber keinen Einfluss auf RLS.
Eine Druckentlastung durch Änderung der Körperlage ist für die betroffenen Patienten meist eine Erfahrungstatsache und wird oft automatisch angewendet. Eine Beugung der
Lendenwirbelsäule nach vorn (wie in einer Hängematte sitzend/bei Gartenarbeit/am niedrigen Herd) sollte möglichst vermieden werden. Ein aufrechtes Sitzen (Keilkissen, Rückenstütze), ein mehr
rückwärtsgebeugtes Stehen und das Herumgehen können ja bereits vorbeugen oder zeitweilige Beschwerdefreiheit bringen.
Das Balancieren auf einem Bein (Balancekissen o.ä.) für kurze Zeit kann mitunter beginnende Beschwerden verhindern oder unterbrechen.
Bei dieser Übung werden Reflexe im Fuß und im Bein ausgelöst, die vermutlich die Durchblutung fördern und als
eine Art "Gegenreflexe" zu den PLM aufzufassen sind.
Aktivitäten, die beengte Nerven zusätzlich stauchen oder reizen, machen uns bekanntermaßen mehr Beschwerden. Dazu gehören: Joggen, sportliche Aktivitäten mit Hüpfen oder Springen,
Fahren auf unebenem Gelände, etc..
Dagegen scheint eine mäßig angespannte Muskulatur von Vorteil zu sein:
Zum Beispiel haben Patienten als aufmerksame Fahrer im Auto weniger Beschwerden, als wenn sie lässig im Beifahrersitz ruhen. Konzentriert mit einer Aufgabe beschäftigt zu sein, sei es Malen,
Klavierspielen, Computerarbeit oder ähnliches, scheint einen günstigen Einfluss auf die Ausprägung unserer neuropathischen Beschwerden zu haben.
Im "Ratgeber für Betroffene" der RLS-Vereinigung findet man weitere hilfreiche Hinweise (siehe
Literaturteil).